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Kristjan Randalu . „Dichterliebe“ . Solo Piano

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Kristjan Randalu . „Dichterliebe“ . Solo Piano

 

 

„Das abstrakte Element der Musik ohne Worte hat mich schon immer fasziniert, und diese Lieder begleiten mich schon seit vielen Jahren“, erklärt Kristjan Randalu. „Mein Ziel war es den Zyklus (Dichterliebe) mit jener Sprache neu zu interpretieren, bei der ich heute angelangt bin. Diese Versionen wurden meist durch bestimmte melodische, harmonische und rhythmische Elemente initiiert, die den Ausgangspunkt für völlig neue Experimente bilden.“

Dichterliebe, op. 48 (1840), ist womöglich der berühmteste Liederzyklus Robert Schumanns und gehört mit Franz Schuberts vorangegangenen Zyklen Die Schöne Müllerin (1823) und Winterreise (1828) zum Kernrepertoire der romantischen Gedichtvertonung. Das Werk beruht auf Heinrich Heines Gedichtzyklus Lyrisches Intermezzo – eine 65 Gedichte umfassende Sammlung, die erstmals 1823 veröffentlicht wurde. Sie beide, Heine und Schumann, waren Visionäre, die Gattungen transformierten und die Regeln ihrer Kunst neu erfanden.

Demzufolge macht es nur Sinn, dass der estnische Pianist Kristjan Randalu – selbst ein Vordenker der modernen improvisierten Musik – seinen eigenen Teil zur Weiterentwicklung dieser musikalischen Strukturen beiträgt, indem er Schumanns Zyklus aufgreift und dessen Idiom mit der pianistischen Sprache des 21. Jahrhunderts aktualisiert.

Schumann war Zeit seines Lebens oftmals ein frustrierter Klavierspieler, umgeben von Fachgenossen, die an seiner Zukunft als erfolgreicher professioneller Pianist zweifelten. Ganz zu schweigen von der Konkurrenz seiner Gattin Clara Schumann, die ebenfalls eine begabte Pianistin war und später maßgeblich zum Ruhm ihres Mannes Klavierwerk beitragen sollte. So ist Dichterliebe von einem besonderen Ehrgeiz durchzogen, der von Schumanns Bestreben, sich selbst zu beweisen, herrührt. Er äußert sich unter anderem durch komplizierte Begleitfiguren in der linken Hand, schnelle Sequenzierungen über die Oktaven und einem allgegenwärtigen hohen technischen Anspruch. Dabei streut Schumann die ein oder andere motivische Anspielung auf seine Vorbilder Franz Schubert und Ludwig van Beethoven – die zwei anderen Meister der deutschen Liedform – in die Themen ein.

In seiner Dichterliebe Bearbeitung greift Kristjan Randalu diesen virtuosen Aspekt von Schumanns Partituren auf, indem er – der Klaviernoten autonomes Potenzial erkennend – den textlichen Aspekt weglässt. Stattdessen deuten seine eloquenten Bewegungen über die Tasten jene Gesangslinien und literarischen Ideen an, die Schumanns Kompositionen initial prägten, und erweitern den ursprünglichen Notentext mit klanglichen Nuancen, kreativen rhythmischen Impulsen und überraschenden Wendungen.

Kristjan Randalu . ©Kaupo Kikkas

Wie die Klavierikone Keith Jarrett, an dessen illustren improvisatorischen Umgang mit musikalischen Formen Kristjan Randalus Erarbeitungen teilweise erinnern, wurde der estnische Pianist in jungen Jahren klassisch ausgebildet und hat seine Beziehung zur dieser grundlagebildenden Musik im Laufe der Zeit stets aufrecht gehalten. So definieren Randalus vielseitiges Schaffen Zusammenarbeiten mit bedeutenden Dirigenten wie Dennis Russell Davies und angesehenen Ensembles wie dem London Symphony Orchestra. Erstmals kam der Pianist mit Schumanns Dichterliebe bereits während seiner Ausbildung in den 90er Jahren in Kontakt, als der Zyklus zum Kernrepertoire seines Lied-Duos gehörte. Das Hier und Jetzt spiegelt sich auch zweifellos in Randalus Neuinterpretationen wider. In seinen intensiven Bearbeitungen glänzt der Pianist an den Tasten mit meisterhafter Kunstfertigkeit. Auf seinem großen Verständnis für klassische Tradition aufbauend, bieten seine Variationen eine konsequente zeitgenössische Vision, die Schumanns romantisches Fundament mit impressionistischer Gestaltung, improvisatorischen Freiheiten und der Spontaneität und harmonischen Fülle des Jazz ausbaut. Die Anzahl der thematischen Fäden und das tiefe Spektrum an melodischen Nuancen, die Randalu aus diesem Eckpfeiler der romantischen Klaviermusik herauszuholen vermag, ist bemerkenswert und macht dieses Projekt zu einem einzigartigen Unterfangen, das mit einem Fuß in der sich wandelnden Gegenwart und mit dem anderen fest in der immerwährenden Tradition verankert ist.

 

Eintritt: Regulär 25,- € . Mitglieder des Vereins KlangKunst e. V. 20,-€ . Schüler/Studierende 10,- €